Markus Willems, erfolgreicher Handballer und Geschäftsmann

Die Corona Krise beendete die Saison auch in der Rheinlandliga der Männer. Am Ende stand der TuS Daun mit Trainer Markus Willems knapp vor dem härtesten Verfolger aus dem Hunsrück, der HSG Hunsrück. Seine letzte Saison als Meister und damit seinem größten Erfolg in seiner Trainerlaufbahn abzuschließen, war Willems nicht vergönnt. Doch als Tabellenerster qualifizierte sich seine Mannschaft für die RPS Oberliga Rheinland, Willems übergab zwischenzeitlich sein Traineramt an den neuen Coach Igor Domaschenko, wird aber Mannschaft und Coach weiterhin unterstützend zur Verfügung stehen.

Schon früh begann der 1968 geborene Dauner seine Handballlaufbahn: „Praktisch mit der Einschulung in die Grundschule Daun 1974. Sportlehrer (und Handballtrainer) war damals Rainer Schwab, der im Sportunterricht sofort alle „Talente“ rekrutierte, die halbwegs geradeauslaufen und einen Ball fangen oder werfen konnten“, erinnert sich Willems. Der „Top-Coach“ (Zitat Willems) trainierte mehrere Jugend-Mannschaften und begleitete die „Handballkarriere“ von Willems von Beginn an bis in den Seniorenbereich. „Mehrere Bezirks- und Rheinlandmeisterschaften. jahrelang Mitglied der Rheinlandauswahl sowie erweiterter Kader der Westdeutschen Auswahl. Außerdem Teilnahme im Wettkampf 2, Jugend trainiert für Olympia in Berlin mit dem Geschwister-Scholl-Gymnasium“, blickt Willems gerne zurück.

1983 spielte Daun mit der C-Jugend um die westdeutsche Meisterschaft und unterlag dem OSC Thier Dortmund knapp. „In Dortmund verloren wir mit sieben Toren Unterschied, gewannen in Daun lediglich mit 21:18. Zu diesem Spiel hatte meine Mutter, die Schriftsetzer-Meisterin  war und eine eigene Druckerei hatte, Handzettel gedruckt, die wir an die Scheibenwischer aller parkenden Autos in Daun hingen. So hatten wir bei diesem C-Jugendspiel 250 Zuschauer und eine super Stimmung.

Highlights in der Jugend waren sicher auch die Pfingstturniere in Daun und die Zeltlager am heutigen Standort der Wehrbüschhalle. In meiner Kindheit spielte ich bis zur A-Jugend auch noch Fußball im Verein und in der Schule war ich in diversen Schulmannschaften Handball, Fußball, Volleyball, Ski-Langlauf-AG, Cross-Lauf und viele mehr. In dieser Zeit hatte ich 10-11mal Training/Spiele/Schulsport pro Woche und in einem Schuljahr kam ich mal auf 126 entschuldigte Fehlstunden wegen Schulsports. So kam ich auch nicht auf dumme Gedanken“, sagt Willems. .

Mit 17 wechselte in Daun die komplette A-Jugend zu den Senioren in die Oberliga und stieg gleich wieder in die Landesliga (damals eins unter OL) ab, um danach sofort wieder aufzusteigen.

Nach dem Abitur folgte das Studium der BWL in Saarbrücken und Willems wechselte für 3 Jahre zum Turnerbund Sankt Johann (TBS Saarbrücken) in die Oberliga. Nach einem Jahr dann der Aufstieg dort in die Regionalliga. 1992 kehrte Willems zurück zum TuS Daun und wurde in der Saison 93/94 dann Meister in der Oberliga und stieg mit der Mannschaft in die Regionalliga auf.

Auch im Juniorenbereich war der Dauner Mitglied der Rheinlandauswahl und nahm 1989 am Grenzlandpokal in Haßloch in der Pfalz teil. Diese Teilnahme wurde zum bleibenden Erlebnis für Willems:„Wir spielten mit der Rheinland-Auswahl gegen die Pfalz, das Saarland, Elsass, Lothringen sowie Luxemburg. Samstag hatten wir 2 Spiele über die volle Spielzeit und gewannen beide, sodass wir am nächsten Tag im Endspiel gegen Luxemburg antreten sollten, die ebenfalls ungeschlagen ins Finale gingen. Wir waren in Haßloch am Marktplatz untergebracht, wo an diesem Wochenende „unglücklicherweise“ die Kirmes stattfand und ein großes Bierzelt aufgebaut war. Ich trank, wie viel andere, zum ersten Mal in meinem Leben Andechs Klosterbräu Doppelbock, mehrere Maßkrüge auf nüchternen Magen nach zwei Spielen und so nahm das Unheil seinen Lauf. Am nächsten Tag in der Mannschaftsbesprechung vor dem entscheidenden Endspiel gegen Luxemburg sagte Trainer Paul Schmidt die berühmten Worte: „Jungs, wir vertreten hier das Rheinland, ihr habt gestern Spaß gehabt, aber wer saufen kann, kann auch spielen“. Er wurde dabei aber von unserem Torhüter Bernd Schellenbach in seiner Ansprache unterbrochen, der mit einer kurzen Bemerkung aus der Kabine rannte und auf dem Klo verschwand, um 2 Minuten später mit sichtlich erleichtertem Magen wieder bei der Mannschaft zu erscheinen. Obwohl wir alle nicht fit waren, gewannen wir das Endspiel mit 10 Toren Unterschied dank einer überragenden Leistung von „Schelle“ im Tor, der sehr ungewöhnliche  Torwart-Bewegungen machte und meistens auf der Flucht erschossen wurde. Das führte dazu, dass die Luxemburger Spieler verzweifelten und teilweise freistehend vorm Tor abspielten. Mehrere von uns haben die Kausalität zwischen gutem Ergebnis und massivem Alkoholkonsum am Vorabend im weiteren Verlauf ihrer Karriere zu wiederholen versucht, aber es hat meines Wissens niemals mehr so geklappt wie an diesem Tag!“

Bleibende Erinnerungen im Seniorenbereich waren sicher auch die TechniSat-Cups und Nürburgquellen-Masters, bei denen Daun in Turnierform gegen diverse Bundesligisten antrat und man sich mal mit den Profis vergleichen konnte.

Sein Leben verändern sollte dann die Abschlussfahrt 1990 im Sunshine-Bus nach Lloret de Mar mit 17 Handballern, Trainern und Betreuern des TuS Daun. 7 Tage Vollpension in einem 3-Sterne-Hotel für 278 DM. Wir hatten in einem Doppeldecker-Bus in der unteren Etage 17 von 18 Plätzen für uns reserviert. Zwei hübsche Mädels hätten getrennt sitzen müssen, eine oben und eine unten. So „erbarmten“ wir uns abwechselnd jeder eine Stunde zu stehen, damit die Mädels bei uns sitzen konnten. Die dachten zunächst an typische Saufgelage und das Gegröle bei solchen Mannschaftsfahrten und waren dann angenehm überrascht, wie gesittet und seriös es bei den Handballern zugeht.  Ich konzentrierte mich aber auf mein Skatblatt und zockte 16 Stunden nonstop Karten mit Rainer Schwab und Carsten Lindner, sodass Rainer vom Gewinn der Skatrunde bei unserer Ankunft im Hotel morgens um 10 die ersten 17 Cognac an der Hotelbar ausgab. Die Zimmer waren ja noch nicht fertig. Das dauerte auch leider bis 16 Uhr und so war erste Tag an der Hotelbar sicher anstrengender als die gesamte 18-stündige Busreise nach Lloret. Nach der Woche brauchte ich erst mal Urlaub. Beim Aussteigen aus dem Bus „riskierte“ ich dann doch mal einen Blick auf die beiden hübschen Begleiterinnen und hatte den intensiven Blickkontakt und kurzen Wortwechsel mit einer der Mädels in bleibender Erinnerung. Die beiden „Hasen“ fuhren jedoch weiter nach Cambrils, meldeten sich jedoch ein paar Wochen später mit einer Postkarte bei uns, die Jochen Scheler mit ins Training brachte. In der bedankten sie sich für die schöne Fahrt und den freien Sitz im Untergeschoss. So hatte ich die Kontaktdaten und rief einfach mal in Trier an. Die „Brünette“, die es mir angetan hatte, konnte sich glücklicherweise sofort an mich erinnern. Mittlerweile bin ich mit Tina 26 Jahre verheiratet und wir haben zwei Söhne, Luca und Jannis, die natürlich beide Handball spielen“.

Ein paar Jahre später stieg Willems dann beim TuS als Minitrainer ein und begleitete seine Söhne ein paar Jahre bis zur B-Jugend bei ihren ersten Handballschritten.

Beruflich entwickelte sich auch ganz gut. 1993 nach dem Studium heuerte Willems zunächst bei TechniSat an, verkaufte im Export Satellitenempfangsanlagen und war für die Länder UK und Frankreich zuständig. „1995 sprach mich dann ein Freund an, der Maschinenbauingenieur war. Er hätte eine gute Idee und wollte automatisierte Lager konstruieren und an Apotheker verkaufen, also Hochregale in Miniformat mit einem Roboter, der die Packungen bestückt und entnimmt und automatisch nachbestellt. Die Idee faszinierte mich und so fuhr ich nach Saarbrücken zum Manager des TBS Saarbrücken, Karl Weise, der zufällig Apotheker war. Er riet mir die Finger davon zu lassen und hielt nichts davon. Komischerweise spornte mich das an und auf dem Nachhauseweg traf ich dann die Entscheidung bei TechniSat zu kündigen und  bei meinem Kumpel im Maschinebaubetrieb anzufangen. Ein Jahr später, im Juli 1996, gründeten wir dann die Firma Rowa und stellten sie wirtschaftlich und finanziell mit Bundes- und Landesunterstützung auf eigene Füße. 

(der TV berichtete: https://www.volksfreund.de/region/vulkaneifel/klares-bekenntnis-zum-standort-kelberg-us-konzern-investiert-zehn-millionen-euro_aid-39182089

Die Idee „ging durch die Decke“, wurde ein voller Erfolg und 2011 verkauften wir die Firma dann an einen amerikanischen Konzern. Bis heute sind die vielen hundert Arbeitsplätze in der Eifel erhalten geblieben. Nach dem Verkauf dachte ich mir, „jetzt machst Du mal ein paar Monate Pause und greifst dann wieder an“. Dabei ist es bis heute geblieben. Ich habe zwar diverse kleinere Projekte gemacht und mich mit meiner Vermögensverwaltung beschäftigt. Einen richtigen neuen Job, habe ich aber nicht mehr angenommen.

So hatte ich Zeit 2010 beim TuS ehrenamtlich als Herren-Trainer anzufangen, wir spielten zu dem Zeitpunkt in der Verbandsliga, stiegen nach 2-3 Jahren in die RL auf, wo wir uns kontinuierlich verbessert haben“, freut sich der Ex-Coach.

Im seinem mittlerweile zehnten Jahr als Trainer spielte Daun dann eine überragende Saison 19/20 und hielt sich für alle überraschend lange an der Tabellenspitze. Dann kam Corona und ruckzuck war man aufstiegsberechtigt und musste plötzlich ein Oberliga-Team auf die Beine stellen. „Ich wollte bei meiner Entscheidung bleiben nach 10 Jahren eine Pause zu machen und konnte mit Igor Domaschenko einen erfahrenen Trainer gewinnen. Mit Pascal Olivier im Tor und Jannik Kuntz und Ruslan Podriezov im Feld haben wir uns gut verstärkt. Mal sehen, wie stark die RPS Oberliga in der kommenden Saison sein wird und wir hoffen alle, dass wir bald wieder in der Halle trainieren können, was zurzeit noch nicht möglich ist. Im Oktober soll dann die Saison wieder losgehen, wenn alles gutgeht.“

Privat hat sich beim Dauner Urgestein auch einiges getan. Seit 2017 ist Willems Opa, seit 2019 bereits zum zweiten Mal. „Ich freue mich nach 10 Jahren als Trainer der ersten Mannschaft jetzt viel Zeit für meine Enkel zu haben. Wer weiß, vielleicht wiederholt sich ja die Geschichte und ich fange in 3-4 Jahren wieder als Mini-Trainer an. Ich habe in meiner Trainerzeit in der Jugend und bei den Senioren den Jungs stets zu vermitteln versucht, dass ich für meine berufliche Karriere beim Handball mehr gelernt habe als beim Studium oder irgendeiner anderen Weiterbildung. Teamfähigkeit, Ehrgeiz, Disziplin, Ausdauer (nicht nur körperliche), soziale Kompetenz sind in einem Mannschaftssport wie dem Handball wichtige Erfolgsbausteine und helfen einem in allen anderen Lebenslagen. Wir sollten nicht müde werden unseren tollen Sport den Kindern näherzubringen, auch wenn es heute aufgrund der vielen Alternativen, dem Internet und den Spielekonsolen nicht mehr ganz so einfach ist wie früher. Es lohnt sich aber,“ ist sich Willems sicher.

Quelle: mosel-handball.de