Monat: Juli 2020

Helmut Plein – Die ungewöhnliche „Handballkarriere“ eines vorbildlichen „Handballfunktionärs“

Über Jahrzehnte waren die Geschicke des TuS Daun und die des Handballbezirks Mosel eng mit einem Namen verknüpft. Die Rede ist von Helmut Plein, dem fast 69-jährigen Wahl-Gladbachers.

„Nein, ich komme nicht wie so viele andere aus einer Handballfamilie und Handball habe ich auch nicht wirklich gespielt. Mein Weg zum Handball war ein etwas anderer: Ab 1971 war ich Zeitsoldat in der Dauner Heinrich-Hertz Kaserne. Mit Handball hatte ich nichts zu tun und ein Handballspiel hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht gesehen. Das sollte sich aber sehr schnell ändern. Zum Handball kam ich, als mich mein damaliger Zugführer Freddy Fürstenberg, der zu diesem Zeitpunkt auch Abteilungsleiter des TuS Daun war, fragte, ob ich vielleicht Interesse hätte, mal mit zum Handball zu kommen. Ihm würden Helfer für verschiedene Tätigkeiten fehlen. An den genauen Zeitpunkt kann ich mich nicht mehr erinnern, aber es muss so Anfang 1979 gewesen sein“, sagt der aus Speicher stammende Helmut Plein.  

An einem Samstag nahm Fürstenberg dann den neugierigen Plein mit in die GSG-Halle und zeigte ihm, was es alles so vor einem Handballspiel zu tun gibt. „Da es hier noch keine Tribünen gab half ich bei Aufbau der fahrbaren Tribünenteile und anschließend dem damaligen Kassierer Bernd Prietz beim Kassieren der Eintrittsgelder“.

Plein sah an diesem Abend sein erstes Handballspiel der 1.Männermannschaft des TuS Daun. Die Mannschaft spielte damals in der Oberliga Rheinland. Er erinnert sich an ein sehr spannendes Spiel und die Dauer Mannschaft siegte knapp. „Diese Spannung und die Stimmung in der Halle hatten mich begeistert. Nach dem Spiel war dann wieder der Abbau der Tribünen angesagt. Das ganze Spiel wiederholte sich dann in den darauffolgenden Wochen. So kam ich also zum Handball in Daun“, verrät der mit dem Handballvirus nun infizierte Dauner.  

Mit der Zeit wurden die Aufgaben für Plein immer umfangreicher. Durch die Ausbildung zum Zeitnehmer/Sekretär kam eine weitere Aufgabe dazu. Bei den bekannten Dauner Pfingstturnieren im Wehrbüschstadion, von 1974 bis 1984, war Plein ab 1979 im Einsatz und sorgte unter anderem dafür, dass der Getränkecontainer immer gut gefüllt war. „Die Arbeit machte mir viel Spaß und ich lernte viel Neues und interessante Leute kennen“.

Die 1.Männermannschaft stieg 1982 in die Regionalliga-West, die dritthöchste Spielklasse im Handball, auf. Der TuS 05 Daun gehörte zu den Handball-Hochburgen im Handballverband Rheinland und Plein gehörte zu dieser „großartigen Handballfamilie“ (Zitat Plein)

Von 1984 – 1986 unterstützte „Pleni“ – so sein Spitzname, den er von einem Jugendlichen bekommen hatte – den damaligen TuS Abteilungsleiter Jürgen König bei seinen vielfältigen organisatorischen Aufgaben. Kontakte zu den Dauner Behörden, dem Handballverband Rheinland, Vereinen, Passbearbeitung und Pressearbeit gehörten dazu.

Die Erfahrung, dass zum Sport aber nicht nur Höhen sondern auch Tiefen gehören, machte Plein 1986, als die 1.Mannschaft des TuS Daun nach zwei Jahren Regionalliga bis in die Landesliga abstieg. Dazu kam dann auch noch, dass  Abteilungsleiter Jürgen König aus beruflichen Gründen in die USA versetzt wurde. Um den Fortbestand der Handballabteilung stand es schlecht. Rainer Schwab wurde Abteilungsleiter und trainierte die übrig gebliebenen 5 Mannschaften der Abteilung. „So kam es, dass wir uns die Aufgaben teilten, Rainer war für den sportlichen Bereich zuständig und ich übernahm dann als Geschäftsführer den organisatorischen Part. Mehr Verantwortung war dann aber auch mit mehr Arbeit verbunden. Saisonspielpläne für alle Mannschaften erstellen und immer wieder aktualisieren, Spielverlegungen bearbeiten und die Meldung der Spielergebnisse an die jeweiligen Pressewarte kam zu den schon vorhandenen Arbeiten dazu“, sagt Plein.

Große Unterstützung erhielt Plein dann Ende der 80-iger Jahre durch Hans Werner Müller (HW), der am PC fit war und ihm viel Arbeit abnahm. Müller erstellte das Infoheft zu den Heimspielen der 1.Mannschaft und fungierte auch als Mannschaftsverantwortlicher.

Doch auf der Vereinsebene sollte die Arbeit für Helmut Plein nicht enden: „Bei den jährlichen Treffen der Vereinsvertreter des Handballbezirkes Mosel in Trier, an denen ich als Dauner Geschäftsführer teilnahm, fragte mich der damalige Bezirks- Jugendwart Günter Baumann, ob ich nicht Lust hätte, Staffelleiter für verschiedene Jugendspielklassen zu werden. Da mich diese Aufgabe interessierte, nahm ich sie an. Ich konnte aber nicht wissen, was später daraus werden sollte“.

Es kam, wie es kommen musste: 1987 wurde Plein stellvertretender Jugendwart und ab 1989 übernahm er das Amt der Jugendwartes des Handballbezirkes Mosel. Als Jugendwart sitzt man automatisch im Jugendausschuss des Handballverbandes Rheinland. „Mit einer kurzen Unterbrechung war ich bis 2010 Jugendwart, also rund 23 Jahre“, sagt der Dauner nicht ohne Stolz.

Auch beim TuS Daun ging es weiter: Von 1988 bis 2009 plante und organisierte Plein rund 20 Zeltlager für die Dauner Handballjugend, die bis auf wenige Ausnahmen an Fronleichnam stattfanden und verbunden waren mit der Teilnahme an Handballturnieren. An den 5-tägigen Zeltlagern nahmen im Schnitt zwischen 60 bis 80 Jugendliche im Alter von 8- 16 Jahren, und rund 10 – 15 Betreuer teil. Am größten im Jahre 1993 zählte man insgesamt 100 Jugendliche und 15 Betreuer. „Es fand in Haelen/Holland statt. Hier gilt mein ganz besonderer Dank heute noch all den Betreuerinnen und Betreuern, ohne die so etwas nicht möglich gewesen wären. Wir hatten immer ein tolles Team zusammen“. Seit 2002 nimmt die Handballjugend des TuS jährlich am bekannten Felke-Turnier in Bad-Sobernheim teil.

Zu den jährlichen Zeltlagern kamen dann von 1996 – 2004 noch 9 Ferienfreizeiten, immer in den Sommerferien, die von Plein geplant und organisiert wurden. Hier ging es mit 45 Jugendlichen und 5 Betreuern 8 Tage in Jugendherbergen in ganz Deutschland. „In Merzalben/Pfalz, Bad-Homburg/Saar, Norddeich, Schluchsee, Ratzeburg, Kempten/Allgäu, Waren Müritzsee, Ulm und Balingen verbrachten wir immer sehr schöne Tage. Ratzeburg ist mir noch gut in Erinnerung. Von hier fuhren wir mit dem Bus nach Hamburg zu einer 2 stündigen Hafenrundfahrt und besuchten auf der Reeperbahn das Musical Cats. Mein besonderer Dank geht hier an die Busfahrer Schorsch Blonigen und Olaf Minninger, die uns immer sicher und unfallfrei gefahren haben“, dankt Plein.

Die Arbeit mit der Dauner Handballjugend lag Plein ganz besonders am Herzen.

Die Planung und Durchführung solcher Aktionen waren mit viel Arbeit verbunden, die Plein aber nicht alleine bewältigen musste, denn er hatte ein gut funktionierendes Team hinter sich. 

„Nun fragen sich wohl einige, ob ich denn auch aktiv Handball gespielt habe. Die Frage kann ich kurz mit einem nein beantworten. 1991 wurde um Trainer Pit Lörscher die 3.Mannschaft gegründet, zu der ich gehörte. Nach einigen Trainingseinheiten stellte ich jedoch fest, dass ich kein Handballtalent hatte. Klar, mit 40 Jahren lernt man es nicht mehr“, gesteht der mittlerweile 69-jährige.

Bei der Gründung des Fördervereines „Dauner Handballfreunde e.V. im Jahr 1991 gehörte Plein selbstverständlich zu den Gründungsmitgliedern.

Von 1992 – 1997 fanden in Daun Turniere mit hochrangigen Mannschaften der 1.- und 2. Bundesliga statt an deren Organisation Plein ebenfalls beteiligt war.

Mit zu den Höhepunkten gehörte für Plein 1993 ein 1-wöchiges Trainingslager der Deutschen Handball-Nationalmannschaft mit dem damaligen Bundestrainer Arno Ehret in Daun.

„1995 wurde ich dann Abteilungsleiter der Dauner Handballabteilung. Mit meinem Stellvertreter Hans Werner Müller zusammen habe ich dieses Amt bis 2009 begleitet. Natürlich mit allen Höhen und Tiefen die es im Sport gibt. Wobei es aber eindeutig mehr Höhen als Tiefen waren.  Mit etwas Stolz kann ich auch sagen, dass ich der Initiator der ersten FSJ-ler Stelle beim TuS 05 Daun war. Das erste Freiwillige-Soziale-Jahr, das als Ersatz für den Wehrdienst angerechnet wurde, absolvierte ab 2003 Thomas Feilen für 12 Monate in der Handballabteilung. Mit Björn Partschefeld fand ich dann 2004 in Dresden einen würdigen Nachfolger, der dieses Amt 17-Monate ausübte. 2004 wurde ich mit 53 Jahren von der Bundeswehr pensioniert“, erzählt Plein.

Das war aber kein Grund für Plein jetzt ruhiger zu werden. „Mit dem Handball ging es wie gewohnt weiter, dazu ein paar Nebenjobs wie – Redakteur bei der Dauner Eifelzeitung, Büromitarbeiter in einem Altenheim oder als Lagerarbeiter – verdiente ich mir noch ein paar Euro dazu. Ab Mitte 2006 wurde ich nach der Trennung von meiner Frau etwas ruhiger. Und auch im Handball trat ich kürzer. Andere mussten jetzt mehr Verantwortung übernehmen. Nachdem ich Ende 2008 meine jetzige Partnerin Christel kennen lernte, mit der ich jetzt schon 12 Jahre das Leben genieße, beschloss ich 2009, nach insgesamt 30 Jahren Handball, die Verantwortung an andere zu übergeben. Diese Entscheidung habe ich bis heute nicht bereut. 

Dinge wie gemeinsame Reisen, Wandern, Walken und Radfahren stehen jetzt im Vordergrund. Das ruhigere Leben auf dem Land und natürlich auch die Gartenarbeit machen mir besonders viel Spaß.

Dem Dauner Handball bin ich aber trotzdem noch verbunden. Die Bearbeitung der Spielpläne für den Dauner Handball mache ich noch immer und mit dazu gehören natürlich auch die gemeinsamen Besuche der Handballspiele in der Dauner Wehrbüschhalle“, verrät der pensionierte Bundeswehrsoldat. 

Für seine Verdienste um den Handballsport wurden Helmut Plein viele Ehrungen zuteil, darunter die Goldene Ehrennadel des TuS 05 Daun, die Goldene Ehrennadel des Handballverbandes-Rheinland und die Silberne Ehrennadel des Landessportbundes Rheinland.

2001 erhielt er vom damaligen Dauner Landrat Heinz Onnertz bei der Sportlerehrung des Landkreises Daun die Ehrenplakette, 2004 ehrte die Stadt Daun verdiente Bürger und selbstverständlich gehörte Helmut Plein dazu. Zuletzt erhielt der Handballfunktionär und so kann man Plein im besten Sinne des Wortes beschreiben, die Ehrenplakette des TuS Daun  2010.

Quelle: mosel-handball.de

Markus Willems, erfolgreicher Handballer und Geschäftsmann

Die Corona Krise beendete die Saison auch in der Rheinlandliga der Männer. Am Ende stand der TuS Daun mit Trainer Markus Willems knapp vor dem härtesten Verfolger aus dem Hunsrück, der HSG Hunsrück. Seine letzte Saison als Meister und damit seinem größten Erfolg in seiner Trainerlaufbahn abzuschließen, war Willems nicht vergönnt. Doch als Tabellenerster qualifizierte sich seine Mannschaft für die RPS Oberliga Rheinland, Willems übergab zwischenzeitlich sein Traineramt an den neuen Coach Igor Domaschenko, wird aber Mannschaft und Coach weiterhin unterstützend zur Verfügung stehen.

Schon früh begann der 1968 geborene Dauner seine Handballlaufbahn: „Praktisch mit der Einschulung in die Grundschule Daun 1974. Sportlehrer (und Handballtrainer) war damals Rainer Schwab, der im Sportunterricht sofort alle „Talente“ rekrutierte, die halbwegs geradeauslaufen und einen Ball fangen oder werfen konnten“, erinnert sich Willems. Der „Top-Coach“ (Zitat Willems) trainierte mehrere Jugend-Mannschaften und begleitete die „Handballkarriere“ von Willems von Beginn an bis in den Seniorenbereich. „Mehrere Bezirks- und Rheinlandmeisterschaften. jahrelang Mitglied der Rheinlandauswahl sowie erweiterter Kader der Westdeutschen Auswahl. Außerdem Teilnahme im Wettkampf 2, Jugend trainiert für Olympia in Berlin mit dem Geschwister-Scholl-Gymnasium“, blickt Willems gerne zurück.

1983 spielte Daun mit der C-Jugend um die westdeutsche Meisterschaft und unterlag dem OSC Thier Dortmund knapp. „In Dortmund verloren wir mit sieben Toren Unterschied, gewannen in Daun lediglich mit 21:18. Zu diesem Spiel hatte meine Mutter, die Schriftsetzer-Meisterin  war und eine eigene Druckerei hatte, Handzettel gedruckt, die wir an die Scheibenwischer aller parkenden Autos in Daun hingen. So hatten wir bei diesem C-Jugendspiel 250 Zuschauer und eine super Stimmung.

Highlights in der Jugend waren sicher auch die Pfingstturniere in Daun und die Zeltlager am heutigen Standort der Wehrbüschhalle. In meiner Kindheit spielte ich bis zur A-Jugend auch noch Fußball im Verein und in der Schule war ich in diversen Schulmannschaften Handball, Fußball, Volleyball, Ski-Langlauf-AG, Cross-Lauf und viele mehr. In dieser Zeit hatte ich 10-11mal Training/Spiele/Schulsport pro Woche und in einem Schuljahr kam ich mal auf 126 entschuldigte Fehlstunden wegen Schulsports. So kam ich auch nicht auf dumme Gedanken“, sagt Willems. .

Mit 17 wechselte in Daun die komplette A-Jugend zu den Senioren in die Oberliga und stieg gleich wieder in die Landesliga (damals eins unter OL) ab, um danach sofort wieder aufzusteigen.

Nach dem Abitur folgte das Studium der BWL in Saarbrücken und Willems wechselte für 3 Jahre zum Turnerbund Sankt Johann (TBS Saarbrücken) in die Oberliga. Nach einem Jahr dann der Aufstieg dort in die Regionalliga. 1992 kehrte Willems zurück zum TuS Daun und wurde in der Saison 93/94 dann Meister in der Oberliga und stieg mit der Mannschaft in die Regionalliga auf.

Auch im Juniorenbereich war der Dauner Mitglied der Rheinlandauswahl und nahm 1989 am Grenzlandpokal in Haßloch in der Pfalz teil. Diese Teilnahme wurde zum bleibenden Erlebnis für Willems:„Wir spielten mit der Rheinland-Auswahl gegen die Pfalz, das Saarland, Elsass, Lothringen sowie Luxemburg. Samstag hatten wir 2 Spiele über die volle Spielzeit und gewannen beide, sodass wir am nächsten Tag im Endspiel gegen Luxemburg antreten sollten, die ebenfalls ungeschlagen ins Finale gingen. Wir waren in Haßloch am Marktplatz untergebracht, wo an diesem Wochenende „unglücklicherweise“ die Kirmes stattfand und ein großes Bierzelt aufgebaut war. Ich trank, wie viel andere, zum ersten Mal in meinem Leben Andechs Klosterbräu Doppelbock, mehrere Maßkrüge auf nüchternen Magen nach zwei Spielen und so nahm das Unheil seinen Lauf. Am nächsten Tag in der Mannschaftsbesprechung vor dem entscheidenden Endspiel gegen Luxemburg sagte Trainer Paul Schmidt die berühmten Worte: „Jungs, wir vertreten hier das Rheinland, ihr habt gestern Spaß gehabt, aber wer saufen kann, kann auch spielen“. Er wurde dabei aber von unserem Torhüter Bernd Schellenbach in seiner Ansprache unterbrochen, der mit einer kurzen Bemerkung aus der Kabine rannte und auf dem Klo verschwand, um 2 Minuten später mit sichtlich erleichtertem Magen wieder bei der Mannschaft zu erscheinen. Obwohl wir alle nicht fit waren, gewannen wir das Endspiel mit 10 Toren Unterschied dank einer überragenden Leistung von „Schelle“ im Tor, der sehr ungewöhnliche  Torwart-Bewegungen machte und meistens auf der Flucht erschossen wurde. Das führte dazu, dass die Luxemburger Spieler verzweifelten und teilweise freistehend vorm Tor abspielten. Mehrere von uns haben die Kausalität zwischen gutem Ergebnis und massivem Alkoholkonsum am Vorabend im weiteren Verlauf ihrer Karriere zu wiederholen versucht, aber es hat meines Wissens niemals mehr so geklappt wie an diesem Tag!“

Bleibende Erinnerungen im Seniorenbereich waren sicher auch die TechniSat-Cups und Nürburgquellen-Masters, bei denen Daun in Turnierform gegen diverse Bundesligisten antrat und man sich mal mit den Profis vergleichen konnte.

Sein Leben verändern sollte dann die Abschlussfahrt 1990 im Sunshine-Bus nach Lloret de Mar mit 17 Handballern, Trainern und Betreuern des TuS Daun. 7 Tage Vollpension in einem 3-Sterne-Hotel für 278 DM. Wir hatten in einem Doppeldecker-Bus in der unteren Etage 17 von 18 Plätzen für uns reserviert. Zwei hübsche Mädels hätten getrennt sitzen müssen, eine oben und eine unten. So „erbarmten“ wir uns abwechselnd jeder eine Stunde zu stehen, damit die Mädels bei uns sitzen konnten. Die dachten zunächst an typische Saufgelage und das Gegröle bei solchen Mannschaftsfahrten und waren dann angenehm überrascht, wie gesittet und seriös es bei den Handballern zugeht.  Ich konzentrierte mich aber auf mein Skatblatt und zockte 16 Stunden nonstop Karten mit Rainer Schwab und Carsten Lindner, sodass Rainer vom Gewinn der Skatrunde bei unserer Ankunft im Hotel morgens um 10 die ersten 17 Cognac an der Hotelbar ausgab. Die Zimmer waren ja noch nicht fertig. Das dauerte auch leider bis 16 Uhr und so war erste Tag an der Hotelbar sicher anstrengender als die gesamte 18-stündige Busreise nach Lloret. Nach der Woche brauchte ich erst mal Urlaub. Beim Aussteigen aus dem Bus „riskierte“ ich dann doch mal einen Blick auf die beiden hübschen Begleiterinnen und hatte den intensiven Blickkontakt und kurzen Wortwechsel mit einer der Mädels in bleibender Erinnerung. Die beiden „Hasen“ fuhren jedoch weiter nach Cambrils, meldeten sich jedoch ein paar Wochen später mit einer Postkarte bei uns, die Jochen Scheler mit ins Training brachte. In der bedankten sie sich für die schöne Fahrt und den freien Sitz im Untergeschoss. So hatte ich die Kontaktdaten und rief einfach mal in Trier an. Die „Brünette“, die es mir angetan hatte, konnte sich glücklicherweise sofort an mich erinnern. Mittlerweile bin ich mit Tina 26 Jahre verheiratet und wir haben zwei Söhne, Luca und Jannis, die natürlich beide Handball spielen“.

Ein paar Jahre später stieg Willems dann beim TuS als Minitrainer ein und begleitete seine Söhne ein paar Jahre bis zur B-Jugend bei ihren ersten Handballschritten.

Beruflich entwickelte sich auch ganz gut. 1993 nach dem Studium heuerte Willems zunächst bei TechniSat an, verkaufte im Export Satellitenempfangsanlagen und war für die Länder UK und Frankreich zuständig. „1995 sprach mich dann ein Freund an, der Maschinenbauingenieur war. Er hätte eine gute Idee und wollte automatisierte Lager konstruieren und an Apotheker verkaufen, also Hochregale in Miniformat mit einem Roboter, der die Packungen bestückt und entnimmt und automatisch nachbestellt. Die Idee faszinierte mich und so fuhr ich nach Saarbrücken zum Manager des TBS Saarbrücken, Karl Weise, der zufällig Apotheker war. Er riet mir die Finger davon zu lassen und hielt nichts davon. Komischerweise spornte mich das an und auf dem Nachhauseweg traf ich dann die Entscheidung bei TechniSat zu kündigen und  bei meinem Kumpel im Maschinebaubetrieb anzufangen. Ein Jahr später, im Juli 1996, gründeten wir dann die Firma Rowa und stellten sie wirtschaftlich und finanziell mit Bundes- und Landesunterstützung auf eigene Füße. 

(der TV berichtete: https://www.volksfreund.de/region/vulkaneifel/klares-bekenntnis-zum-standort-kelberg-us-konzern-investiert-zehn-millionen-euro_aid-39182089

Die Idee „ging durch die Decke“, wurde ein voller Erfolg und 2011 verkauften wir die Firma dann an einen amerikanischen Konzern. Bis heute sind die vielen hundert Arbeitsplätze in der Eifel erhalten geblieben. Nach dem Verkauf dachte ich mir, „jetzt machst Du mal ein paar Monate Pause und greifst dann wieder an“. Dabei ist es bis heute geblieben. Ich habe zwar diverse kleinere Projekte gemacht und mich mit meiner Vermögensverwaltung beschäftigt. Einen richtigen neuen Job, habe ich aber nicht mehr angenommen.

So hatte ich Zeit 2010 beim TuS ehrenamtlich als Herren-Trainer anzufangen, wir spielten zu dem Zeitpunkt in der Verbandsliga, stiegen nach 2-3 Jahren in die RL auf, wo wir uns kontinuierlich verbessert haben“, freut sich der Ex-Coach.

Im seinem mittlerweile zehnten Jahr als Trainer spielte Daun dann eine überragende Saison 19/20 und hielt sich für alle überraschend lange an der Tabellenspitze. Dann kam Corona und ruckzuck war man aufstiegsberechtigt und musste plötzlich ein Oberliga-Team auf die Beine stellen. „Ich wollte bei meiner Entscheidung bleiben nach 10 Jahren eine Pause zu machen und konnte mit Igor Domaschenko einen erfahrenen Trainer gewinnen. Mit Pascal Olivier im Tor und Jannik Kuntz und Ruslan Podriezov im Feld haben wir uns gut verstärkt. Mal sehen, wie stark die RPS Oberliga in der kommenden Saison sein wird und wir hoffen alle, dass wir bald wieder in der Halle trainieren können, was zurzeit noch nicht möglich ist. Im Oktober soll dann die Saison wieder losgehen, wenn alles gutgeht.“

Privat hat sich beim Dauner Urgestein auch einiges getan. Seit 2017 ist Willems Opa, seit 2019 bereits zum zweiten Mal. „Ich freue mich nach 10 Jahren als Trainer der ersten Mannschaft jetzt viel Zeit für meine Enkel zu haben. Wer weiß, vielleicht wiederholt sich ja die Geschichte und ich fange in 3-4 Jahren wieder als Mini-Trainer an. Ich habe in meiner Trainerzeit in der Jugend und bei den Senioren den Jungs stets zu vermitteln versucht, dass ich für meine berufliche Karriere beim Handball mehr gelernt habe als beim Studium oder irgendeiner anderen Weiterbildung. Teamfähigkeit, Ehrgeiz, Disziplin, Ausdauer (nicht nur körperliche), soziale Kompetenz sind in einem Mannschaftssport wie dem Handball wichtige Erfolgsbausteine und helfen einem in allen anderen Lebenslagen. Wir sollten nicht müde werden unseren tollen Sport den Kindern näherzubringen, auch wenn es heute aufgrund der vielen Alternativen, dem Internet und den Spielekonsolen nicht mehr ganz so einfach ist wie früher. Es lohnt sich aber,“ ist sich Willems sicher.

Quelle: mosel-handball.de